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Interview mit Töttchen | Diät ist Mord am ungegessenen Knödel



Interviewt von Oda Interviewt von Oda

Wir interviewten Töttchen | Diät ist Mord am ungegessenen Knödel!

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Dein Blog heißt Toettchen. Auf den ersten Blick hat das nichts mit Essen zu tun. Verrätst du uns was der Name zu bedeuten hat?


Nur dem Einheimischen im Münsterland erschließt sich sofort, dass der Name mit Essen zu tun hat.
Das Töttchen – eine einzigartige Spezialität landesweit, die es nur im Münsterland gibt und die damit unverwechselbar für die Region steht. Es wird oft schon am Vormittag als zweites warmes Frühstück serviert. Besonders beliebt ist es bei Volks- wie zum Beispiel dem Schützenfest. Erst der unverwechselbare Duft des Töttchens vermittelte uns das richtige Festgefühl. Und dazu tranken die Männer einen Klaren.
Warum ist gerade Töttchen ein Traditionsessen? Mit der kalten Jahreszeit begann die Schlachtsaison. Auf den Bauernhöfen und in ganz vielen Stadthaushalten wurde ein Schwein, ein Rind oder gar ein Kalb geschlachtet und verwurstet. Nur, was tun mit dem Kopf des Tieres? Verkommen ließ man nichts! In vielen Familien war es üblich, den Kopf den Armen zu schenken. Die kochten ihn zusammen mit Beinfleisch (zum Gelieren), suchten das Kleinfleisch sorgfältig ab, verschmorten es mit Zwiebeln und schmeckten mit Gewürzen und etwas Essig ab. Ein leckeres Ragout!

Lange Jahre galt das Töttchen als „Arme-Leute-Essen“, bis es auch von der etablierten Bürgerschicht als Köstlichkeit entdeckt wurde. In alten Zeiten galt der Spruch: „Der liebe Gott weiß alles, nur nicht was im Töttchen ist.“ Das gilt heute nicht mehr, denn meist wird das Töttchen aus schierem Kalbfleisch hergestellt.

Du schreibst, dass dich die Einfachheit der Küche aus dem Ruhrgebiet sehr beeinflusst hat. Hältst du es bei deinen Gerichten auch gerne einfach?


Eigentlich liebe ich beides: die aufwendige "Hochküche" und die einfachen Rezepte der Regionalküche. Mit den Jahren habe ich gelernt, dass gerade in der Einfachheit mancher Gerichte ein besonder Reiz steckt. Zutaten zu verarbeiten, die das Land, eventuell sogar der eigenen Garten hergibt ist nicht so einfach. Und trotzdem hat man im Laufe der Jahre die Gerichte zu gestaltet, dass sie nicht nur zur Sättigung, sondern auch dem Genuss dienten.
Ich bin groß geworden mit der bäuerlichen Küche des Münsterlandes und lernte in meiner Jugend die Küche des Ruhrgebietes kennen. Ihre Vielschichtigkeit und gleichzeitig die einfache Art haben mich fasziniert.

Welche kulinarischen Einflüsse inspirieren dich bei der Gestaltung deines Blogs?


Da gibt es unterschiedliche Einflüsse, die einem ständigen Wandel unterliegen. Wenn ich reise, interessiere ich mich für die Küche des besuchten Landes. Lese ich und finde in der Literatur Hinweise auf Rezepte oder Gerichte, versuche ich diese nachzukochen, um das Gelesene noch auf einer anderen Ebene zu erfahren. So habe ich verschiedene Beiträge unter dem Titel "Gerichte mit Geschichten" verblogt.
Dann wieder habe ich im Laufe der Jahre gelernt, die einfachen Landprodukte in ihren Landschaften zu schätzen und auch den geschichtlichen Wandel der regionalen Küchen im deutschen Sprachraum nach zu vollziehen. Wie oft habew ich ein Rezept einer bestimmten Landschaft zugeordnet und stellte dann fest, dass gibt es flächendeckend mit kleinen Varianten überall, nur der Name hat gewechselt. Ein ideales Beispiel ist der "Reibekuchen" aus dem Ruhrgebiet. Gegessen wird er überall, nur er wechselt ständig mit einer neuen Region seinen Namen.

Welche Zutat(en), verwendest du leidenschaftlich gerne beim Kochen oder Backen?


Ich koche fast mit allen Verfügbaren Lebensmitteln. Bei exotischen Speisen halte ich mich etwas zurück, weil ich nicht die Kompetenz besitze, diese wirklich in all ihre Fazetten zu beschreiben. Andererseits fließt ab und zu auch etwas davon ein.
Für mich ist ein persönlicher Bezug zum Lebensmittel und dem Rezept wichtig.Gemüse kaufe ich gerne direkt bei den Erzeugern. Fleisch und Fisch verarbeite ich oft. Das Fleisch sollte immer eine hohe Qualität haben. Ich bevorzuge Fleisch von Rassen, die naturnah aufgezogen werden. Da wären beim Schwein das Bunte Bentheimer Landschwein, das Schwäbisch-Hällische Schwein oder am liebsten das Mangalitzaschwein zu nennen. Beim Rindfleisch kommt es auf das Gericht an. Geflügel habe ich am liebsten in Demeterqualität, was auch für Gemüse gilt.
Bei Gewürzen bin ich wählerisch und nicht sparsam.

Welches Küchenutensil ist für dich einfach unentbehrlich?


Meine Messer!

Hast du eine Spezialität, die dir immer gelingt oder für die du sogar bekannt bist?


Es gibt einige Gerichte der österreichischen Küche, die mir immer gelingen und für die ich im Freundeskreis bekannt bin. Andererseits, Misserfolge hat man immer mal.

Eine Besonderheit ist die Rubrik "Literatur und Gerichte" auf deinem Blog. Wie bist Du auf die Idee gekommen kulinarisches und literarisches zu verbinden?


Das habe ich ja bereits vorhin näher beschrieben. Begonnen hat alles mit einem Buch von Herbert Rosendorfer, in dem er so treffend eine Schlittenfahrt beschreibt. Wenn ich folgende Zeilen lese, dann kann ich förmlich die Speisen riechen:
"Das Klingen der Messer und Gabeln über den Schnitzeln und Koteletten, über dem wacholderduftenden Kraut, über den knusprigen Kartoffeln, über den faustgroßen Knödeln, mit brauner Butter übergossen, aus denen die roten Speckbröcklein lugten, über der Leber in Rahmsauce für meine Großmutter und über die gedünstete Zunge und den aufgeplatzten leicht angerösteten Bratwürsten für meinen Großvater"

Danach achtete ich immer mehr auf kulinarische Beschreibungen in der Literatur.

Welches deiner Rezepte empfiehlst du unseren Lesern?


Selbstverständlich empfehle ich "Töttchen". Man findet das Rezept in meinem Blog: http://toettchen.eu/?p=576

Welche Erfahrungen hast du gemacht seit du mit deinem Blog begonnen hast? Bzw. wie ist die Resonanz?


Ich habe den Blog begonnen, um alte Familienrezepte für einen meiner Söhne, der ebenfalls gerne kocht, fest zu halten. Dann weitete es sich aus und ich war erstaunt, wie schnell die Klicks zunahmen. Der Austausch mit anderen Bloggern begann und inzwischen habe ich einen regen Austausch mit vielen Menschen, die mir persönlich noch nie begegnet sind.

Besonders freue ich mich über Anfragen zu alten Rezepten der Arbeiterküche des Ruhrgebietes oder der bäuerlichen Küche Westfalens.

Was sind deine Pläne für die Zukunft in Hinblick auf deinen Blog?


Im Moment macht er mir immer noch sehr viel Spaß und ist fester Bestandteil meines Tages geworden. Ich hoffe, dass ich nicht so schnell "blogmüde" werde.



Vielen Dank für die Beantwortung der Fragen und bis bald!
Veröffentlicht von HeimGourmet - 22/08/2014



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